Von wegen «boho»: Die Wahrheit über Trockenblumen

Hast du schon mal «Boho Hochzeit» in der Suchmaschine eingegeben? Ach was, eigentlich reicht es bereits, den Begriff «Trockenblume» zu googeln. Das Gros der Suchergebnisse zeigt künstlich getrocknete, chemisch gebleichte und unnatürlich bunt gefärbte Blumen und Gräser, die alles mögliche sind, aber bestimmt nicht «boho». Es sei denn, deine Vorstellung des Begriffs deckt sich mit der von «toxisch».

Es ist bereits schlimm genug, dass konventionelle Schnittblumen beim Anbau so viele Umweltprobleme verursachen. Mit ihrer Metamorphose zur getrockneten Dekoration potenziert sich der bedenkliche Impact noch mal deutlich. Zuerst werden die Blüten, Blätter und Gräser mit Bleichmitteln aufgehellt, Schwefeloxid soll anschliessend verhindern, dass man das auch riechen kann. Stabilisierungsmittel wie Glycerin sorgen dafür, dass die chemisch malträtierten Blumen nicht zu Staub zerfallen.

In der Annahme, etwas Gutes zu tun, entscheiden sich vor allem Aufgeklärte gerne für Trockenblumen.

Besonders perfide: In der Annahme, etwas Gutes zu tun, entscheiden sich selbst Aufgeklärte gerne für Trockenblumen wie diese, schliesslich halten sie ja wahnsinnig lange. Und sind doch so natürlich. Die jahrelange Konditionierung an diesen Look entfaltet ihre Wirkung.

Es mag provokant klingen, aber mit Natürlichkeit haben die meisten der erhältlichen Trockenblumen in etwa so viel zu tun wie ein ausgestopftes Frettchen. Auch das hat bei seiner Präparation ähnliches erlebt. Hmmm, eigentlich eine fast schon komische Vorstellung: Ein Brautpaar, das vor einer Armada von Tierpräparaten statt gebleichter oder gefärbter Pampasgräser posiert…

Mit Natürlichkeit haben die meisten der erhältlichen Trockenblumen in etwa so viel zu tun wie ein ausgestopftes Tier.

In diesem Sinne: Liebe Florist:innen, liebe Wiederverkäufer:innen, liebe Webshopbetreiber:innen – bitte hört auf damit, diese Art von lange haltbarer, floraler «Natürlichkeit» zu promoten, indem ihr chemisch behandelte Trockenblumen in euren Shops und auf Social Media zu bewerbt. Und falls doch, verseht sie wenigstens mit einem Warnhinweis zur toxikologischesn Belastung. Falls ihr es selbst nicht besser wisst, informiert euch bitte, bevor ihr Produkte verkauft. Und klärt all diejenigen auf, die Trockenblumen wie diese erfragen.

PS: Trockenblumen, die nichts anderes als luftgetrocknete und höchstens von der Sonne gebleichte Slowflowers sind, erhaltet ihr bei den meisten Mitgliedern der Slowflower-Bewegung. Natürlich auch bei mir.

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